Elternworkshop am 14. Oktober 2014 im Mehrgenerationenhaus in Ingelheim

 Im Herbst startete die Kreisverwaltung Mainz-Bingen das Programm „Elternkompetenz„. Im Rahmen dieses Programms finanzierte uns die Kreisverwaltung einen Elternworkshop zum Thema „Spielen will gelernt sein“ mit Katja Doobe vom Team Autismus. Frau Doobe leitet den Bereich „Familie und Freizeit“ vom Team Autismus Mainz.

Spielen? Das ist doch kinderleicht! Das muss man nicht lernen!
Spielen ist aber für unsere autistischen Kinder alles andere als kinderleicht!

In einem ersten theoretischen Teil erklärte Frau Doobe, was überhaupt das Spielen ist. Das Spielen ist ein normaler Prozess in der Entwicklung des Kindes. Das Kind entdeckt seine Umwelt und spiegelt seine Entdeckungen durch das Spielen, durch das Imitieren wider. Es lässt seine Fantasie fliegen, kann seine Gefühle ausdrücken. Das Spiel ist auch eine wichtige Übung in der sozialen Entwicklung jedes Kind. Die Kinder beobachten sich, warten auf die Reaktion des Gegenspielers, haben Geduld, akzeptieren die Regeln des Spieles. Das heißt die Nähe zu anderen Kindern akzeptieren.

Die Symptome im Autismus-Spektrum betreffen die Kommunikation, die soziale Interaktion und gewisse Stereotype in der Handlung. Und damit wird das Spielen eine ganz komplexe Sache!

Nun stellt sich die Frage, warum wir Eltern möchten, dass unsere Kinder spielen! Spielen hat zwei Aspekte: der erste ist die Freude, die Erholung und der zweite ist das Spielen als didaktisches Medium.

Frau Doobe gab uns Ideen, wie wir eine Spielsituation gestalten könnten:

  • Strukturierung: wo ist mein Platz, was spielen wir, was muss ich tun, wann ist das Spiel fertig…
  • Funktionale Routinen aufbauen: einmal pro Woche, Vormittag/Nachmittag,….
  • Neue Formate etablieren: verschiedene Spielregeln für das gleiche Spiel
  • Spiele neu gestalten: Namen mit Stickern versehen, Spieldauer verkürzen, kleine Hilfe zum Verständnis, wer an der Reihe ist (Mütze, Medaille…..)

Im zweiten Teil des Abends kam die Praxis! Frau Doobe brachte zahlreiche Spiele für Kinder und Jugendliche. Wir bekamen die Gelegenheit, unterschiedliche Spielmaterialien zu erproben und so Ideen für alternative Spiele und Spielvariationen zu entwickeln, die wir selbst aus Alltagsgegenständen und herkömmlichen Spielmaterialien herstellen können.

Die Veranstaltung richtete sich ausschließlich an Eltern autistischer Kinder oder an Eltern, deren Kindern aufgrund einer Entwicklungsverzögerung oder einer geistigen Behinderung ähnliche Beeinträchtigungen im sozial-kommunikativen Bereich zeigen.

An dem Abend kamen 20 Familien, die zahlreiche Spielideen für ihre Kinder bekamen. Ideen, die wir jetzt im Herbst, wo die Tage kürzer werden, schön einsetzen.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Frau Doobe!

 

Delphine Hambach

Spielen will gelernt sein