Abschluss der Fortbildungsreihe „Autismus und Schule“

Den Vortragsabend mit Gee Vero am 14. März 2019 hatten wir als „krönenden Abschluss“ der Fortbildungsreihe „Autismus und Schule“ angekündigt – und das war kein bisschen übertrieben! Denn im erneut voll besetzten Plenarsaal der Kreisverwaltung in Ingelheim begeisterte die Künstlerin und Autorin das Publikum rund zwei Stunden lang mit ihrem Vortrag zum Thema „Das andere Kind in (m)einer Klasse“. Sie stellte umfassend die besondere Wahrnehmung autistischer Menschen dar und ließ uns gleichzeitig an ihrem ganz persönlichen Erleben teilnehmen – das alles sehr kurzweilig und mit viel Witz.

Wie der Eröffnungsabend der Fortbildungsreihe mit Dr. Christine Preißmann war auch der Abschlussabend mit Gee Vero ganz besonders beeindruckend: Zusätzlich zu den vielen hilfreichen Tipps und Informationen, die an sämtlichen Abenden der Reihe vermittelt wurden, erhielt das Publikum hier einen authentischen und sehr berührenden Einblick in die individuelle Erfahrung eines Menschen, der selbst die Autismus-Diagnose trägt. Für das Publikum, zum großen Teil Eltern oder andere Bezugspersonen von autistischen Kindern, sind solche Vorträge eine Tür ins Erleben unserer Kinder. Dabei konnte Gee Vero als selbst vom Asperger-Syndrom betroffene Frau nicht nur ihre Sicht, sondern als Mutter eines Sohnes mit frühkindlichem Autismus auch eine ganz andere Ausprägung von autistischer Wahrnehmung präsentieren. Angehörige nichtverbaler Autisten sind ihr dankbar dafür, dass sie diesen Menschen wie kaum jemand anderes eine Stimme leiht. Und zugleich zeigte sich einmal mehr, dass Menschen mit Autismus ebenso individuell unterschiedlich sind wie andere Menschen auch.

Es gab viel zu Lachen für das Publikum, dem Gee Vero den Spiegel vorhielt, wenn es um etablierte, aus ihrer Sicht aber oft absurde oder unverständliche Verhaltensweisen oder Redewendungen ging. Doch durch Gee Veros trockenen Humor schimmerte auch durch, wie schwer sie zuweilen an ihrem eigenen Autismus trägt und wie viel Kraft die liebevolle Umsorgung ihres Sohnes sie und ihre Familie kostet. Dennoch inspirierte sie uns Zuhörer damit, wie sie den Autismus ihres Sohnes auslegt: Vehement betont Gee Vero, dass Autisten perfekt sind, so wie sie sind und dass sie für die Gesellschaft wichtig sind, weil sie die Menschen zwingen, sich wieder sich selbst zuzuwenden.

Großer Fortbildungsbedarf rund um die Beschulung autistischer Kinder

Zum Abschluss der Fortbildungsreihe „Autismus und Schule“ danken wir, der Elternkreis Autismus Rheinhessen e.V., allen Referentinnen und Referenten sowie der Kreisvolkshochschule (KVHS) Mainz-Bingen, namentlich Daniele Darmstadt, für die Organisation. Die siebenteilige Fortbildungsreihe mit insgesamt weit über 700 Teilnehmern hat gezeigt, dass bei Eltern wie Fachkräften gleichermaßen ein großer Fortbildungsbedarf zum Thema „Autismus und Schule“ besteht. Deshalb wird das Thema weiterhin in unserem Fokus bleiben. Da es in Rheinland-Pfalz keinen Förderschwerpunkt Autismus gibt, ist es umso wichtiger, dass Schulen auf die Unterstützungsmöglichkeiten zurückgreifen: die Autismus-Fachberaterinnen der ADD, Förder- und Beratungszentren, das Pädagogische Landesamt mit einer Vielzahl an Angeboten, die Therapeuten der jeweiligen autistischen Schülerinnen und Schüler, aber auch auf die Eltern selbst: Experten für ihre eigenen Kinder, die darüber hinaus oftmals auch zu Co-Therapeuten ausgebildet worden sind.
Die Kooperation mit der KVHS soll im Herbst 2020 mit weiteren Vorträgen rund um das Thema Autismus fortgeführt werden.

Buchtipps:

Im Juni 2019 erscheint das neue Buch von Gee Vero: „Das andere Kind in der Schule. Autismus im Klassenzimmer“ im Kohlhammer-Verlag.

Empfehlenswert außerdem: „Autismus – (M)Eine Andere Wahrnehmung“, im Internet-Buchhandel erhältlich oder direkt bei Gee Vero.

Claudia Sporn

Gee Vero: „Das andere Kind in (m)einer Klasse“