Rede von Susanne Behne anlässlich der akademischen Feier am 18. Januar 2019

Das MGH ist unsere Heimat. Hier schlägt unser Herz. Wir sind unendlich dankbar, dass uns das MGH im Herbst 2012 nicht nur mit offenen Armen empfangen, sondern gleich adoptiert hat. Meine Freundin Anna Daum und ich hatten hier angeklopft, weil wir von dem glühenden Wunsch beseelt waren, mit unseren beiden autistischen Söhnen aus der für Familien mit Autismus typischen Isolation herauszutreten und ein Angebot für Familien aufzubauen, das es bis dahin in ganz Rheinhessen nicht gab. Wir waren damit genau an der richtigen Adresse. Heute, sechs Jahre später, sind wir ein Verein, dem sich 180 Familien anschlossen haben und sind selbst ein zehnköpfiges Team.

Das MGH-Team weiß, dass wir Familien mit Autismus bedürftig sind und ein Leben für Fortgeschrittene führen, denn wir werden bis zu unserem Lebensende für unsere autistischen Kinder sorgen müssen. Und es gibt leider auch weiterhin keine Entlastungsangebote. Deshalb ist die Hilfe zur Selbsthilfe so kostbar. Das MGH-Team ermöglicht uns Fachvorträge, Familienfeiern, Spielgruppen, Besuche vom Therapiehund Calli und seinem Herrchen Herrn Dewald, Familientreffen, Gesprächsabende und gerade letzten Monat wieder unsere schöne Weihnachtsfeier mit über 100 Gästen. Sogar eine Autismus-Ausstellung gab es 2014. Etwa 500 Besucher dürften wir Jahr für Jahr ins Haus holen.

Die Wertschätzung, Anerkennung und gelebte Nächstenliebe, die wir hier in diesem Haus erfahren, können wir 1:1 den Familien, die sich uns angeschlossen haben, weitergeben. Wir alle verlassen immer sehr viel fröhlicher das Haus als wir gekommen sind.

Doch all diese Veranstaltungen sind nur möglich, weil wir von unzähligen Helfern im Haus unterstützt werden: Vom Hausmeister und Afdija, die Möbel rücken, dem Küchenteam und unserer lieben Frau Diehl, deren schöne Deko immer wieder die Gäste verzückt. Frau Moritz und Frau Siekera in der Verwaltung helfen. Frau Kleine-Weitzel und Frau Hübner sind immer für neue Projekte und Anliegen zu haben, beraten uns gut und haben zuweilen auch ein Taschentuch für uns, falls wir mal wieder zu sehr vom Leben gebeutelt werden. Sie tun auch alles, was in ihrer Macht steht, uns Gehör zu verschaffen und uns bei unserer Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen. Deshalb habe ich auch heute die tolle Gelegenheit, Sie – liebe Politiker und Entscheidungsträger – um Entlastungsangebote zu bieten. Ein Café Charlottchen oder barrierefreie Ferienangebote würden uns schon enorm helfen. Das muss nicht teuer sein. Und unserer Expertise können Sie sich gerne bedienen. Solange machen wir mit unserer Selbsthilfe weiter.

Wir erleben seit Jahren einen „Flow“, wir fühlen uns vom MGH getragen. Mit diesem Wind unter unseren Flügeln werden wir noch viel erreichen. Jeder 100. Bürger dieser Stadt hat eine Autismus-Spektrum-Störung, in Ingelheim also allein 260. Das MGH weiß das und heißt jeden Einzelnen herzlich willkommen.

Danke für alles, liebes MGH-Team! Wir sind immer wieder dankbar und stolz, zu dieser wundervollen Familie zu gehören.

10 Jahre MGH Ingelheim